Es war Nordost-Strömung angesagt, also kein ideales Flugwetter für Claudfly, weshalb wieder die Mischung Rad mit Paraglider in Reserve im neuen Womo angesagt war. Weit wollten wir nicht fahren, bei Regen oder Niesel notfalls wandern oder biken. Wir wählten deshalb den Nordschwarzwald!
Bewußt fuhren wir -“ against Tom Tom“- den Weg über die B27 und ab Bisingen rechts ab nach Haigerloch, um im berühmten und wohl schönsten Rosengarten an der Schwäbischen Alb nach dem Stand der Stauden zu sehen.
BettyPippiPause bei Wurmlingen
Haigeloch ist ein Städchen zum Schwelgen; Sehenswert sind nicht nur die barocken Kirchen auf waghalsigen Felsen am engen Taleinschnitt der Eyach, sondern neben dem Rosengarten, der Burg und dem Schloss auch der ehemaligen Eiskeller der Brauerei zum Schwanen. In letzterem wurde Ende des Dritten Reiches 1944 der Atom-Keller für die Forschung und den Bau eines Reaktors zum Erreichen der Kettenreaktion und zur Uranspaltung durch die Nazis eingerichtet. Die Amis haben seinerzeit noch vor Kriegsende mit einer Spezail-Einheit das Nest ausgehoben und alles nach USA verfrachtet.
Ein gutes Geschäft war die ganze Geschichte für den Schwanenwirt, speisten und übernachteten doch die Herren aus der „Forschung“, sowohl Nazis als auch Amis im Hotel Schwanen. Auch der Atom-Eis-Keller warf einen satten Pachtzins ab bis Kriegsende.
Bei solch gutem Geschäftsverlauf für den ortsansässigen Handel und die Gastronomie macht man sich keine Gedanken darüber, was gewesen wäre, wenn die Kettenreaktion geklappt hätte? Das (offene) Denken waren eh gleichgeschaltet in jener Zeit. Und danach schnell vergessen! Auch der Keller. Als Museum wurde er erst in den letzten Jahren, nach wissenschaftlicher und objektiver Aufarbeitung der Geschichte, wieder populär! Wieder fördert er, jetzt als Museum, die Geschäfte.(www.haigerloch.de/stadt/atomkelle.htm.)
Beim Eintritt in das Panoptikum, dem Stoff-Figuren Kabinett der Tübingerin Stefanie Siebertund, im alten Hotel Schwanen, kommt einem ohnehin Anderes in den Sinn. Das Theater-Panoptikum mit seinen rd. 70 aus Stoff , Leder und weiteren textilähnlichen Materialien gefertigten Figuren, der leibhaften Darstellung von z.B. oppulenten Fress-Buffet´s oder Situationen aus Krimis oder sonstigen Gruselgeschichten überraschen den Besucher. Blankes Staunen im Entsetzen, toll gemacht !! (www.panoptikum-siebert.de)
Gegenüber den alten Schwanen neue, nette Gastronomie auf der Terasse zur sprudelnden Eyach. Immer einen Abstecher wert!
Ganz gut zu erkennen ist noch das jüdische Viertel mit seine Synagoge. Sie ist nicht so groß und so schön erhalten wie die in Hechingen, trotzdem aber ein bewegendes Zeugnis über das Leben und Wirken der jüdischen Gemeinde in Haigereloch Diese durfte sich dort im Mittelalter schon ansiedeln, gefördert vom örtlichen Adel in Erwartung sprudelnder Steuern! Die Juden waren bekannt für erfolgreiches wirtschaften, für ihren Fleißes und ihre Gewitztheit und ihren Unternehmer- Geist. Ihre Geschäftstüchtigkeit wurde allerdings oft neidisch aus der Ferne beäugt; aufgrund der jahrhundertelangen Hetze der Kirche nur argwöhnisch geduldet oft auch von den Nachbarn. Die schon immer, seit den Kreuzzügen, verfolgten und diskriminierten jüdischen Gemeinden waren froh über die erlaubte Niederlassung. Garantierte sie doch auch die freie Ausübung Ihres Glaubens, was sie dann tatsächlich mit sprudelnden Steuergeldern belohnten. Im dritten Reich wurden durch die Nazis die Juden in unvorstellbarer Grausamkeit geschändet und ermordet. Die jüdischen Gemeinden wurden ausgelöscht im „Reich“ , auch in den durch die Wehrmacht besetzten Nachbarländern. Nur in der Schweiz konnten sie in Europa unbehelligt überleben. Auch in Haigerloch existiert die jüdische Gemeinde nicht mehr. Nur noch wenige Zeugnisse aus Ihrem Leben sind erkennbar. Ihre Geschichte und ihr Wirken wurden erst in den letzten Jahren aufgearbeitet. Die Synagoge und verschiedene Häuser-Hof-Ensembles wurden renoviert. Ein Besuch lohnt, wenn auch spät, fanden die Mitbürger jüdischen Glaubens jetzt doch noch die Würdigung Ihrer Geschichte.
Auch für mich persönlich ist es wichtig, diese Geschichte in Erinnerung zu behalten, ihre Aufarbeitung zu fördern verbunden mit der Mahnung
liberté- egalité -fraternité…Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit
für Alle
als Grundlage einer gesunden und gedeihlichen Demokratie in allen europäischen Ländern !!
Heigerloch ist von allen Ecken, von oben und untern toll anzuschauen, das ich mir eine kirchliche Trauung in der links abgebildeten Kirche mal wünsche, kommt mir immer beim Besuch dieses Städchtens in Erinnerung. Außerdem hatten die eine tolle Brauerei mit excelentem Pils, genossen in der Brauereigaststätte oder im Schwanen, heute in sehenswertes Puppet Museum.
Weiter ging es nach Freudenstadt, Bücherladen am Marktplatz, verschieden Marktstände, schöner Abschluss der Fahrt, bevor es runter nach Baiersbronn zum Womostellplatz direkt am Wehr des … bach geht.
Baiersbronn, bei jedem Wetter ein toller Ausgangspunkt für alle möglichen Aktivitäten
leider habe ich immer eine Fotografin dabei, die das Unwesentliche mit dem Objektiv zielsicher ansteuert und so kommt es zu Aufnahmen, wo das für den Betrachter eigentlich wichtige wie Ostereier gesucht werden muß
Am Abend ging es dann easy, die Seilbahn lief noch und es war über dem Tal ein ruhiges und sanftes breitflächiges Steigen, bis zur Dunkelheit kreisten wir über Baiersbronn.
am nächsten Tag passte der Wind nicht und wir nahmen nach dem Frühstück mit Brötchen und Brezeln vom „Weltmeisterbäcker“ gleich über bzw. nach der Füßgängerbrücke über die ……………………. die Räder entlang den Schwarzwaldquellen
Frische Forellen aus den Teichen im Christophs-Tal, was sonst !!??
Baiersbronn ist immer einen Besuch wert für Leute, die neben dem Paragliding auch noch andere Aktivitäten und den Genuß des Südens schätzen !
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